Der Heraldiker Kurt Schweder

Von Hans-Dieter Philipps

Der über die Stadtgrenzen Essens hinaus bekannte Heraldiker Kurt Schweder wurde am 12. November 1924 in Bochum geboren und lebte immer in Essen.

1939 erlernte Kurt Schweder den Beruf eines Stahlgraveurs bei der Firma Krupp und kam hier erstmals mit dem Wappenwesen in Berührung, als er u.a. für Kruppbesucher Wappen gravieren mußte. Kurt Schweder kam Ende 1942 zur Wehrmacht und war dann bis Ende 1946 in der Normandie in amerikanischer Gefangenschaft. Selbst hier blieb er nicht untätig. Er wurde beauftragt, für die amerikanischen Offiziere Andenken aus Flugzeug-Aluminium und Silber zu fertigen. Für seine Arbeiten stellten ihm die Amerikaner sowohl das Material als auch eine eigens dafür eingerichtete kleine Werkstatt zur Verfügung.

Über den Gewerbeoberlehrer Fritz Horstmann entdeckte Kurt Schweder sein Interesse an der Heraldik, die ihn neben seinem Beruf nicht mehr los lies und in seinem weiterem Leben begleiten sollte. Es dauerte nicht lange, bis der Kontakt zu dem deutschen Heraldiker Prof. Hupp entstand, der ihn in seiner heraldischen Arbeit sehr stark beeinflusste. Er besuchte weiterbildende Kurse und eignete sich weiteres Fachwissen und handwerkliche Fähigkeiten an. Im Frühjahr 1953 absolvierte Kurt Schweder ein vierjähriges Grafikstudium bei Prof. Hermann Schardt an der hiesigen Folkwang-Schule (heute Folkwang-Universität). Schweder arbeitete als Graveur und Grafiker u.a. bei den Firmen Deiter, Siemens, Buller, Preussler und im Verlagshaus „Die Welt“ mit verschiedenartigen Gravurtechniken und führte die ihm übertragenen Aufträge vom Entwurf bis zur Fertigstellung aus. Zuletzt leitete er bis zu seinem 60. Lebensjahr das Firmenzentralarchiv des Girardet-Verlages.

Im Laufe der Zeit hat Kurt Schweder eine Sammlung von ca. 40.000 Wappen von Adels‑ und Bürgerfamilien aufgebaut und hat diese Wappen alle neu gezeichnet. All‘ diese Arbeit wurde dann auch mit dem Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde belohnt.

Darüber hinaus hat Kurt Schweder eine Wappenkartei mit ca. 15.000 Wappenskizzen – vorwiegend aus dem Rheinland und Westfalen – angelegt.

Kurt Schweder hat rd. 500 Familienwappen selbst entworfen, wobei sich der eigene, markante Zeichenstil, den er immer beibehalten hat, mehr und mehr ausprägte. Er benötigte keine Vorlagen anderer für seine Arbeiten; er war ein Meister der Heraldik und wird zu Recht als Wappenkünstler bezeichnet.

Kurt Schweder hat eine bedeutende Siegelsammlung angelegt und besaß eine mehr als tausend Bände umfassende Bibliothek mit Fachliteratur.

Kurt Schweder hat sämtliche von ihm entworfenen/gestalteten Wappen mit dem unverkennbaren Schweder-„S“ (mit Unterstrich) versehen.

Kurt Schweders feinfühliger Humor spiegelt sich auch in der Gestaltung seines Familienwappens wieder. In Anlehnung an den Namen Schweder benutzt er hier "Schwedischen Gardinen", wobei er mit den Gardinen die Eisenstangen, die das Zellenfenster vergittern, gemeint hat. Eine der Gitterstangen hat Schweder durch das Schwert aus dem Essener Stadtwappen ersetzt.

Im Auftrag der WAZ hat Kurt Schweder unter dem Motto „Humor in der Heraldik“ Wappen für eine Reihe Essener Persönlichkeiten entworfen; u.a. für den Vorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Berthold Beitz, den Gründungsbischof des Bistums Essen Franz Kardinal Hengsbach oder den ehemaligen Oberbürgermeister Peter Reuschenbach.

Das Tätigkeitsgebiet Schweders beschränkte sich nicht nur auf Deutschland. Sein Bekanntheitsgrad führte letztlich dann auch dazu, dass er Aufträge aus der Schweiz und Österreich sowie aus Irland und den USA erhielt.

Kurt Schweder war Mitglied bei verschiedenen Fachvereinigungen im In- und Ausland. Er gehörte dem „Herold“ (Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin e.V.), dem „Adler“ (Heraldisch-Genealogische Gesellschaft in Wien), dem „Kleeblatt von 1888 zu Hannover“(Verein zur Pflege der Heraldik) und der „Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft“ (Vereinigung zur Pflege und Studium der Wappenkunde, der Wappenkunst und des Wappenrechts) an.

Nach kurzer schwerer Krankheit stirbt Kurt Schweder am 9. April 2003.

Seine Verbundenheit zu Essen einerseits und einer Anregung der WAZ andererseits veranlassten Kurt Schweder, neue Wappen für die 50 Essener Stadtteile zu entwerfen. Hierzu hat Schweder bestehende Stadtteilwappen umgestaltet (z.B. Haarzopf, Kettwig, Werden) oder neue Wappen (z.B. Borbeck, Huttrop, Katernberg, Rüttenscheid) nach eigenen Vorstellungen kreiert. Dieses Gesamtwerk konnte Schweder 1989 nach knapp 10-jähriger Arbeit vollenden.

32 dieser farbenprächtigen Stadtteilwappen zieren nun den Maibaum, der seit 2004 alljährlich vom Stadtverband aufgestellt wird.

Anl. der Maibaumaktion in 2009 hat die Witwe Margret Schweder die Unterlagen ihres verstorbenen Ehemannes zu den Wappenzeichnungen der Essener Stadtteile dem Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine Essen e.V. übergeben.

In diesem Zusammenhang hat der Stadtverband die Berechtigung für die Nutzung der Schwederwappen am 15.10.2009 käuflich erworben. Hiermit übernahm er auch die Verpflichtung, darauf zu achten, dass die Essener Stadtteilwappen des Herrn Schweder nicht ohne weiteres von Dritten genutzt werden können und kann somit auch das Erbe des Herrn Schweder in Ehren halten.

Der Stadtverband sieht es deshalb als seine Aufgabe an, über die Nutzung bzw. die Verwendung und den Einsatz der Wappen zu wachen. D.h., dass eine Nutzung der Schwederwappen generell dem Stadtverband zu melden und die Erlaubnis einzuholen ist. Weitere Einzelheiten zur Nutzung der Schwederschen Essener Stadtteilwappen hat der Stadtverband in einer besonderen Richtlinie festgehalten.

Kurt Schweder in seinem Arbeitszimmer
Kurt Schweder in seinem Arbeitszimmer